Taschkent

Taschkent

Taschkent (usbekisch Toshkent ‚Steinstadt‘, früher kyrill. Тошкент; russisch Ташкент Taschkent) ist die Hauptstadt Usbekistans. Die mehr als zwei Millionen Einwohner zählende Stadt liegt nördlich der großen Seidenstraße an der Grenze zu Kasachstan am westlichen Rand des Tian-Shan. Taschkent ist Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Taschkent, zählt jedoch selbst nicht zu dieser, sondern wird als eigenständige Stadt auf Provinzniveau verwaltet.
Sie ist Industriestadt (Energiewirtschaft, Maschinen- und Flugzeugbau, Baumwollverarbeitung, Lebensmittelindustrie), Verkehrsknotenpunkt mit U-Bahn und Flughafen sowie Kulturzentrum mit Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstituten, Theatern, Museen, Observatorium und Zoo. Ein modernes Wahrzeichen von Taschkent ist der Fernsehturm.

Der alte Name der Stadt lautete „Tschatsch“ (persisch Čāč oder Čāğ) - arabisiert "Schāsch" (Šāš) - und wird u. a. in sassanidischen Inschriften und im Schāhnāma Firdausis erwähnt; seine Etymologie ist nicht geklärt. Unter anderem wurde versucht, das Wort mit einem jenisseiischen Wort für „Stein“ in Verbindung zu bringen. Damit wäre der Name auf die Zeit der hunnischen Besetzung Sogdiens zurückzuführen; da er jedoch schon unter Schapur I. (240–272) nachweisbar ist, erscheint dieser Erklärungsversuch als falsch. Auch die frühesten chinesischen Quellen transkribieren den Namen der Stadt mit dem Zeichen schih, also „Stein“. Eine mögliche tocharische Herkunft wird ebenfalls diskutiert.

Der moderne Name der Stadt, in der perso-arabischen Schrift als تاشکند / „Tāškand“ transkribiert, setzt sich zusammen aus „Tasch“ und dem sogdischen Wort für Stadt („kand“). Er ist frühestens im Tāriḫ al-Hind von al-Biruni nachzuweisen, auf Münzprägungen erst in der Epoche der Mongolen. „Tasch“ kann u. a. aus dem türkischen Wort für Stein („taş“) entlehnt und somit eine Übersetzung früherer Namen sein. Damit wäre die moderne usbekische Bedeutung „Stadt aus Steinen“ gegeben. Der Orientalist D. Sinor sieht hingegen das türkische Wort „Taz“ als Ursprung des Wortes, welcher selbst eine Umwandlung des arabischen Stammesnamens Tayy ist. Die Tayy gehörten zu den ersten arabischen Stämmen in Zentralasien, und im Laufe der Zeit wurde ihr Name in den türkischen Sprachen, zuerst als „Taz“ und später als „Tāt(sch)“, auf alle Muslime und anschließend spezifisch auf die islamisierte und sesshafte iranische Bevölkerung der Region übertragen, die zu dem Zeitpunkt die Mehrheit der Bevölkerung Zentralasiens bildeten. Er ist heute in den Ethnonymen der iranischsprachigen Tadschiken und Tat enthalten. Somit würde sich, dieser Definition zufolge, die Bedeutung „Stadt der (muslimischen) Iraner“ ergeben. Diese Herleitung findet aber „kaum Befürwortung“. Der heutige tadschikische Name ist Toschkand (Тошканд). Andere, heute nicht mehr verwendete Bezeichnungen der Stadt sind Schasch oder Binkent.

Russische Eroberung

1839 versuchte der russische Zar Nikolaus I., die Expansion der Briten in dem Gebiet zu verhindern. 1865 wurde Taschkent von russischen Streitkräften erobert und 1867 zum Zentrum des Generalgouvernements Turkestan gemacht.

Sowjetische Zeit

Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde Taschkent am 18. April 1918 zur Hauptstadt der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik Turkestan innerhalb Russlands erklärt. Bei der Aufteilung der ASSR Turkestan im Jahre 1924 wurde Taschkent Hauptstadt der am 27. Oktober 1924 neu gegründeten Usbekischen SSR innerhalb der Sowjetunion. Das unmittelbare nördliche Hinterland der Stadt kam jedoch zur Kasachischen SSR, sodass die Stadt zur Grenzstadt wurde.

Arbeitslager

In der Stadt gab es zwei sowjetische Arbeitslager (Gulags). Von 1930 bis 1943 bestand hier das Zentralasiatische ITL, ein Straflager mit zeitweise über 36.000 Internierten. Sie leisteten Zwangsarbeit in der Baumwollproduktion, im Wasserbau, in der Konsumgüterproduktion und beim Warentransport. Von 1945 bis 1946 bestand das ANGREN-ITL mit bis zu 1.700 Inhaftierten, die überwiegend im Kohletagebau sowie im Industrie-, Straßen- und Wohnungsbau arbeiten mussten. Das Kriegsgefangenenlager 386 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs lag ebenfalls in Taschkent.

Stadtentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

Erdbeben 1966
Erdbeben am 26.April 1966 05:23

Bei einem Erdbeben am 26. April 1966 wurden erhebliche Teile der Stadt zerstört. Dies gab den Stadtplanern die Möglichkeit, ihre Vision einer neuen Stadt als Symbol sowjetischer Modernität in Asien umzusetzen. Dabei wurden auch nur leicht beschädigte Gebäude der traditionellen Viertel abgerissen. Verkehrswege wurden neu organisiert, Straßen verbreitert, Parks erweitert sowie eine U-Bahn und höhere Gebäude als zuvor gebaut.

Umfangreiche und schnelle Hilfe von Partei und Regierung in Moskau kam der Stadt dabei zugute. Durch vorfabrizierte Materialien sowjetischen Designs konnte der zerstörte Wohnraum bis 1970 ersetzt werden. In den 1980er Jahren setzte sich die Expansion von Wohngebieten fort und es entstanden Einkaufszentren in sowjetischem Stil und eine Veranstaltungshalle (Palast der Völkerfreundschaft).

Planungsmodell des erneuerten Stadtzentrums von 1966, Ansicht von Osten
Planungsmodell des Stadtzentrums von 1966

Altstadt

Bazar Chorsu
Bazar Chorsu

Die Altstadt liegt im Nordwesten Taschkents und ist der einzige Ort in der Stadt, an dem man noch einen Hauch des orientalischen Flairs genießen kann.

Der Altstadtbasar Chorsu Bazar ist einer der größten Basare der Stadt und bietet die ursprünglichsten Güter an. Nur hier ist traditionelle Handwerkskunst zu kaufen, wie z. B. volkstümliche Musikinstrumente und Kinderkrippen. Daneben gibt es aber auch Unmengen günstiger chinesischer Importware zu erwerben.

Wirtschaft

In Taschkent werden nach Regierungsangaben von etwa 34.500 Unternehmen mehr als 14% des BIP erwirtschaftet. 67% der Wirtschaftsleistung entfallen auf Handels- und Dienstleistungsbetriebe. Zu den großen Industriebetrieben zählen TAPOICH, Toshkent traktor zavod (Traktorenfabrik) und O’zkabel. Daneben existieren zahlreiche Joint-Venture-Firmen.

Bildung

  • Akademie der Wissenschaften der Republik Usbekistan
  • Taschkenter Staatliche Technische Universität
  • Taschkenter Universität für Informationstechnologie
  • Westminster International University in Tashkent
  • Nationale Universität von Usbekistan
  • Taschkenter Staatliche Wirtschaftsuniversität
  • Staatliche Fremdsprachenuniversität
  • Taschkenter Institut für Textil- und Leichtindustrie
  • Taschkenter Institut für Eisenbahningenieure