Buchara

Buchara

Buxoro (Aussprache: [ˌbuxɒˈrɒ]; tadschikisch Бухоро Buchoro; arabisch-persisch بُخارا, DMG Buḫārā; russisch Бухара Buchara), im deutschen Sprachraum auch Buchara, ist eine der bedeutendsten Städte Usbekistans und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz.

Das historische Zentrum von Buchara bzw. Buchara mit seinen Baukunstwerken, darunter zahlreiche Moscheen und Madāris, wird von der UNESCO seit 1993 zum Weltkulturerbe gezählt.

Die Stadt liegt an einer der alten Seidenstraßen, hatte im Jahr 2008 ca. 235.500 Einwohner und ist heute eines der bedeutendsten Handels- und Industriezentren Zentralasiens. Der größte Teil der Einwohner der Stadt sind Tadschiken und sprechen als Muttersprache Tadschikisch, die zentralasiatische Form des Persischen.

Das historische Zentrum von Buchara wurde 1993 zur Liste des UNESCO-Weltkulturerbes hinzugefügt, weil es das vollständigste und unberührteste Beispiel einer mittelalterlichen zentralasiatischen Stadt darstelle, die ihr Stadtgefüge bis heute bewahren konnte. Buchara habe im Hinblick auf die urbane Struktur und Bauwerke einen tiefgreifenden Einfluss auf die Entwicklung und Planung von Städten in einem weiten Bereich Zentralasiens gehabt. Südöstlich der Altstadt entstanden zu sowjetischer Zeit großzügige Straßen und Plätze sowie zahlreiche Verwaltungsgebäude, Hotels und Gebäude für Bildungseinrichtungen.

Sehenswürdigkeiten

  • Samaniden-Mausoleum
  • Chashmai-Ayyub-Mausoleum
  • Poi Kalon ist ein Gebäudeensemble in der usbekischen Stadt Buchara.
    Es liegt im historischen Zentrum von Buchara südöstlich der Zitadelle Ark und umfasst vier Bauwerke:
    • das Kalon-Minarett
    • die Kalon-Moschee
    • die Mir-Arab-Madrasa
    • die Emir-Alim-Khan-Madrasa
  • Nodir-Devonbegi-Madrasa
  • Nodir-Devonbegi-Chanaqa
  • Ulugʻbek-Madrasa

Geschichte

Die Oase, in der sich Buchara befindet, liegt in der historischen Landschaft Sogdien, die zunächst Teil des persischen Achämenidenreiches war. Ab wann sich die Siedlung Buchara entwickelte und wann die Stadt gegründet wurde, ist unbekannt. Die älteste gefundene Töpferei im Stadtgebiet stammt aus griechisch-baktrischer Zeit, die den Feldzügen Alexanders des Großen folgte. Da einige ältere Siedlungen in der Oase archäologisch nachgewiesen wurden, kann eine frühere Siedlungstätigkeit im heutigen Stadtgebiet nicht ausgeschlossen werden. Die Bedeutung der Stadt in präislamischer Zeit zeigt sich in den Münzen, die die Herrscher der Stadt prägen ließen. Buchara war zur Zeit der Sassaniden einer der prosperierenden sogdischen „Stadtstaaten“, die vor allem an Fernhandel interessiert waren. In den zwei oder mehr Jahrhunderten vor der Etablierung der islamischen Herrschaft über die Region war Sogdien – und damit auch Buchara – auf dem Höhepunkt wirtschaftlichen und kulturellen Reichtums.

Nach dem Ende der Samanidenherrschaft durch den Einfall türkischer Völker verlor Buchara unter der Oberhoheit der türkischen Karachaniden ab 999 zwar an politischer Bedeutung, von der kulturellen Blüte der Stadt unter den westlichen Karachaniden zeugen jedoch zwei bedeutende Baudenkmäler: das Kalon-Minarett (Minār-i Qalyān, durch eine Inschrift auf 1127 datiert) und die zu dieser Zeit erneuerte Südfassade der Mag'oki-Attori-Moschee (Masǧid-i maġāk-i ʿaṭṭārī). Vor allem die lange Herrschaft des Arslan Khan (1102–1130) war von relativem Wohlstand und Stabilität geprägt. Allerdings mussten die westlichen Karachaniden seit dem späten 11. Jahrhundert die Oberherrschaft der Großseldschuken anerkennen, welcher 1141 die der nichtmuslimischen Kara-Chitai folgte. Buchara wurde während dieser Zeit wechselnder Oberherrn (12. bis frühes 13. Jahrhundert) meist von der Lokaldynastie der Burhaniden regiert, bei der es sich um eine Reihe geistlicher Führer (Hanafiten) mit dem Titel Sadr handelte. Nachdem bereits der Choresm-Schah Atsiz 1139/40 die Stadt attackiert hatte, wurde sie 1182 (und vielleicht noch einmal 1198) von dessen Enkel Ala ad-Din Tekisch erobert und kam 1207 schließlich unter die Herrschaft von Tekischs Sohn Muhammad II.

Im Jahr 1220 wurde die Stadt von Dschingis Khans Truppen erobert und größtenteils zerstört. Unter seinem Nachfolger Ögedei Khan konnte sich die wiederaufgebaute und von den geflohenen Bewohnern wiederbesiedelte Stadt wirtschaftlich erholen, auch wenn es nur wenige Nachweise mongolischer Bautätigkeit gibt. Eine nachhaltige Entwicklung der Stadt wurde unter anderem durch innermongolische Konflikte und solche zwischen Fraktionen der Bevölkerung behindert, 1238 kam es zum populären Tarabi-Aufstand und in den 1270ern kam es zu schweren Zerstörungen und angeblich Zehntausenden Toten. Während der Mongolenzeit hatte Buchara seinen Tiefpunkt erreicht und unter den Timuriden im 14. Jahrhundert war die Stadt nur ein Provinzzentrum im Schatten von Samarkand.

Aus den Nachfolgekämpfen am Ende der Timuridenzeit entstand mit dem Usbeken-Khanat eine neue Macht in Zentralasien, unter der Buchara im 16. und 17. Jahrhundert eine neue Blüte erlebte. Die erste usbekische Dynastie waren die Scheibaniden (1500–1599), deren Hauptstadt 1533 unter Ubaidullah Buchara wurde. 1540 wurde in Buchara die Miri-Arab-Madrasa eröffnet. Die Stadt wuchs und wurde zur wichtigsten in ganz Zentralasien und erhielt unter Abdullah II. (Abdullah Khan) zahlreiche Baudenkmäler, die das Stadtbild bis heute bestimmen. Auch die nachfolgenden Dschaniden hinterließen mit reger Bautätigkeit Spuren in der Stadt. Die politische und militärische Stärke der Herrscher von Buchara sank nach dieser Blütezeit und die Bevölkerung ging zurück, ein Trend, der sich erst unter der Manghitendynastie im 18. Jahrhundert wieder umkehrte.

Das Emirat Buchara verlor seine Unabhängigkeit nach der russischen Eroberung großer Teile Mittelasiens. Zwar wurden Buchara und sein Umland im Gegensatz zu den östlichen Teilen des Emirats (einschließlich Samarkand) nicht von Russland annektiert und in das neue Generalgouvernement Turkestan eingegliedert, der russisch-bucharische Handelsvertrag von 1868 besiegelte jedoch die faktische Kontrolle Russlands über Buchara, insbesondere über dessen Außenbeziehungen und Wirtschaft. Das Emirat bestand innerhalb des Russischen Reiches fort bis zur Besetzung durch die Rote Armee während des russischen Bürgerkrieges am 2. September 1920. Bei schweren Kämpfen sollen dabei 75 % der Stadt zerstört worden sein. Am 14. September 1920 wurde die Sowjetische Volksrepublik Buchara (BNSR, ab dem 19. September 1924 Sowjetische Sozialistische Republik Buchara, BSSR) ausgerufen, die durch eine Reihe von Verträgen mit der Russischen SFSR eng an die Sowjetunion angebunden wurde. Im November 1924 wurde Buchara in die neu gegründete Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik und damit in die Sowjetunion eingegliedert. Die 1945 wiedereröffnete Miri-Arab Madrasa mit 60 Studienplätzen bildete mit Ausnahme der kurzlebigen Baraq-Khan-Madrasa in Taschkent, die von 1956 bis 1961 bestand, die einzige islamische Bildungsinstitution der Sowjetunion. Sie wurde deswegen auch von allen Muslimen aus der Wolgaregion angesteuert, die eine islamisch-religiöse Ausbildung absolvieren wollten. Am 1. September 1991 wurde Usbekistan ein unabhängiger Staat.

Seit römischen Zeiten hatten sich Menschen jüdischen Glaubens angesiedelt; eine der ältesten jüdischen Gemeinschaften. Seit dem 16. Jahrhundert waren sie als Bucharische Juden bekannt. Der jüdische Friedhof von Buchara zählt 10.000 Gräber, in der Stadt lebten im Jahr 2018 jedoch nur noch 150 Mitglieder der Gemeinschaft, wovon sich wenige an die Riten hielten